Interview mit Aisha Meier-Chaouki | Korrekturlesen HH
Wer bist du und was machst du?
Mein Name ist Aisha Meier-Chaouki, ich bin 46 Jahre alt, habe Islamwissenschaft und Spanisch an der Uni Hamburg studiert und 2001 das Studium mit dem Magister und der Note „sehr gut“ abgeschlossen. Seit 2009 bin ich als freiberufliche Lektorin, Autorin und Übersetzerin tätig. Ich übersetze aus dem Englischen, Spanischen und Arabischen ins Deutsche, nicht umgekehrt. Außerdem übernehme ich das Lektorat und/oder Korrektorat für deutsche Texte aller Art, z. B. Buchmanuskripte, Bachelor- oder Masterarbeiten, Hausarbeiten, Bewerbungen, Flyer, Websites usw. Ich habe an zahlreichen Büchern von verschiedenen namhaften islamischen Verlagen in Deutschland mitgearbeitet. 2011 ist außerdem mein Buch „Das Kopftuch – Unterdrückung oder Freiheit?“ im IB-Verlag erschienen.
Woher kam die Idee für dein Business?
Wie bist du gestartet und wie hast du das finanziert?
Nach meinem Studium war ich erst mal einige Jahre in Elternzeit. Ab und zu habe ich Texte für Freundinnen korrigiert. Daraus entstand allmählich die Idee, das beruflich zu machen, und so habe ich mich als freiberufliche Lektorin und Übersetzerin selbständig gemacht. Als ich im Internet sah, dass ein islamischer Verlag eine Übersetzerin suchte, habe ich mich dort beworben. Den Übersetzungsauftrag habe ich zwar nicht erhalten, dafür aber einen Lektoratsauftrag. Der Verlag war mit meiner Arbeit sehr zufrieden und hat mir weitere Aufträge erteilt, wir arbeiten immer noch zusammen. Nach und nach habe ich weitere Verlage angeschrieben und mich auf Jobbörsen registriert. Mit der Zeit konnte ich mir einen relativ festen Kundenstamm aufbauen. Irgendwann kamen dann noch eine Facebook-Seite und ein Instagram-Account dazu, darüber generiere ich auch viele Aufträge.
Ich hatte am Anfang keinen großartigen Plan. Ich habe einfach klein angefangen und geschaut, wie es sich entwickelt. Wichtig war für mich von Anfang an, zuverlässig und gründlich zu arbeiten, und das zahlt sich aus. Wenn man gute Arbeit leistet, spricht sich das herum und man wird weiterempfohlen. Dementsprechend lautet mein wichtigster Tipp an alle, die noch nicht wissen, was sie beruflich machen wollen: Findet heraus, wo eure Stärken liegen, was ihr wirklich gut könnt und gerne macht und sucht euch dann einen Job in diesem Bereich.
Alhamdulillah brauchte ich kein Startkapital, nur einen PC und Zugang zum Internet. Mein Mann hat mich immer unterstützt, alhamdulillah.
Wie läuft es jetzt? Haben sich deine Erwartungen erfüllt? Und finanziell?
Es läuft gut, alhamdulillah. Mein Job macht mir sehr viel Spaß. Da ich keine großen Erwartungen hatte, sondern erst mal abgewartet habe, wie sich das Ganze so entwickelt, bin ich zufrieden. Auch finanziell läuft es inzwischen besser als am Anfang, als ich mich häufig mit deutlich zu niedrigen Honoraren zufrieden gegeben habe. Leider können sich viele nicht vorstellen, wie viel Arbeit so ein Lektorat oder eine Übersetzung macht, und sind daher auch nicht bereit, einen angemessenen Preis dafür zu zahlen. Da muss ich oft noch viel Aufklärungsarbeit leisten.
Wo und wie arbeitest du?
Ich arbeite im Homeoffice. In der Regel mache ich jeweils nach etwa einer Stunde Bildschirmarbeit eine „Pause“, in der ich etwas im Haushalt erledige. Anschließend kann ich mich dann wieder besser auf meine Arbeit am PC konzentrieren. Ab und zu gönne ich mir aber auch eine „richtige“ Pause, in der ich Dinge tue, die mir Spaß machen. (Meine Arbeit macht mir auch sehr viel Spaß, aber manchmal muss man eben mal abschalten.) Ich denke, es ist wichtig, seinen Tag zu strukturieren, wenn man von zu Hause aus arbeitet. Man muss schon ziemlich diszipliniert sein, wenn einem kein Chef im Nacken sitzt.
Ich habe keine Mitarbeiter, aber Kollegen aus verschiedenen Bereichen, an die ich mich mit Fragen wenden oder an die ich Aufträge delegieren kann, die ich nicht annehme – zum Beispiel habe ich guten Kontakt zu einer Deutsch-Arabisch-Übersetzerin und einer Grafik-Designerin.
Sehr hilfreich finde ich außerdem den Austausch mit anderen Lektoren und Übersetzern in verschiedenen Facebook-Gruppen. Generell ist es in meinem Bereich wichtig, gut vernetzt zu sein.
Wie ist dein Setup, und wie schaffst du es, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen?
Meine Arbeit erledige ich allein; lediglich bei Arabisch-Übersetzungen helfen mir gelegentlich mein Mann oder meine Tochter, da sie als Muttersprachler manches natürlich besser verstehen.
Wie bereits erwähnt, teile ich mir den Tag ein und erledige abwechselnd Hausarbeit und Erwerbsarbeit. Meine Familie hilft im Haushalt mit, auch wenn ich mir manchmal durchaus noch etwas mehr Hilfe wünschen würde.
Was würdest du anderen Muslimas (meistens Mütter) raten, die sich selbständig machen möchten?
Ich denke, jede Frau muss selbst herausfinden, was für sie am besten funktioniert.
Ich würde rückblickend nichts anders machen. Ungefähr ein Jahr, nachdem ich mit meiner Arbeit angefangen hatte, kam mein viertes Kind zur Welt. Alhamdulillah war mein Sohn pflegeleicht, und ich konnte direkt weiterarbeiten. Zunächst natürlich nur, wenn er geschlafen hat. Die Familie darf nicht unter der Arbeit leiden, aber man sollte auch mit kleinen Kindern versuchen, am Ball zu bleiben, um später den Anschluss nicht zu verpassen.
Mütter sollten sich nicht unter Druck setzen, alles perfekt machen zu müssen. Erfolgreich im Job zu sein, eine blitzblank geputzte Wohnung zu haben, super-gesundes Essen zu kochen, die Kinder perfekt zu erziehen und dabei auch noch immer gut auszusehen und stets gut gelaunt zu sein – das ist ein völlig utopisches Ideal, das es nur in der Werbung oder auf Instagram gibt. Man muss Abstriche machen. Dann gibt es eben mal nur Tiefkühl-Pizza zum Mittag, wenn dringend noch ein Projekt fertig gemacht werden muss. Davon geht die Welt nicht unter.
Deine Top 3 Tipps & Tools für selbständige Mütter, die Zeit, Geld und Nerven sparen?
Hilfe annehmen und sich ein Netzwerk aufbauen. Ich hatte zum Beispiel eine liebe Freundin, die ab und zu mal mit meinen Kindern auf den Spielplatz gegangen ist, so dass ich etwas Ruhe hatte.
Gut organisieren und planen, beispielsweise nur einmal in der Woche einkaufen gehen und dann gleich alles besorgen, was man für eine Woche so braucht. Das spart Zeit.
Ganz wichtig: Auf Allah vertrauen, viel Du‘a machen und Ihn um Hilfe bitten!
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